Die Forschung der letzten Jahre hat gezeigt, dass die Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) nicht nur ein Phänomen des Kindes- und Jugendalters ist, sondern auch bis in das Erwachsenenalter hinein persistieren kann. Studien zur beruflichen Entwicklung beschreiben ADHS in diesem Kontext zumeist als Risikofaktor. Es gibt jedoch auch Menschen mit ADHS, die sich beruflich positiv entwickeln und denen es gelingt, berufliche Zufriedenheit zu erlangen. Was ist anders bei diesen Menschen? Dieser Frage widmet sich die Resilienzforschung, indem sie nicht nur mögliche Risikofaktoren betrachtet, sondern vor allem potenzielle Ressourcen zu identifizieren sucht und das Zusammenspiel von Risikofaktoren und Ressourcen analysiert. Im Zentrum der vorliegenden Arbeit steht die Frage, wie ADHS die berufliche Entwicklung beeinflusst und wie es Menschen mit ADHS – trotz des erhöhten Risikos – gelingt, berufliche Zufriedenheit zu erlangen. Die Ergebnisse der Analyse von Interviews mit von ADHS-Betroffenen zeigen, dass das Erleben von Diagnose und Therapie sowie die Art und Weise der Krankheitsbewältigung die berufliche Sozialisation und damit die berufliche Entwicklung beeinflussen können. Alle diese Bereiche wirken auf das berufliche Selbstkonzept und damit auf die berufliche Passung. Aus diesen Erkenntnissen wird ein Modell der beruflichen Passung von Menschen mit ADHS entwickelt und dessen Bedeutung für die pädagogische Praxis diskutiert.