Der Verwaltungsbeamte Hermann Meyerhoff durchläuft ohne erkennbare Brüche in seiner Karriere drei politische Systeme: Weimarer Republik, Nationalsozialismus und Bundesrepublik. Immer in leitender Position für die Stadt Herne, einer Bergarbeiterstadt im Ruhrgebiet. Woran er teil hat, sind die Nahtstellen deutscher Geschichte: die Weltwirtschaftskrise, das Scheitern der Demokratie, die Machtübernahme der Nationalsozialisten, Diktatur, das Brennen der Synagogen, Deportationen. Nach der Befreiung 1945 beauftragt ihn die alliierte Militärverwaltung mit der Führung der Geschäfte der Stadt. Ab 1946 leitet er als Oberstadtdirektor den Wiederaufbau. Hermann Meyerhoff stand im Ruf, „unter Hitler anständig geblieben“ zu sein. Trotz seiner exponierten Stellung im NS-Regime. Dabei gab es wohl kaum eine Verfolgungsmaßnahme, bei der die kommunalen Stellen nicht einbezogen waren. Wie geht das zusammen? Welche Rolle spielten die Verwaltungsbehörden im NS-Staat? Wie ging die junge Bundesrepublik mit der belasteten Vergangenheit um? Und wo beginnt die Verantwortung, für das eigene Handeln und Unterlassen einzustehen? Der Historiker Ralf Piorr versucht in seiner Arbeitsbiografie von Hermann Meyerhoff Antworten auf diese Fragen zu geben. Mit einem exklusiven Nachwort von Joachim Meyerhoff, Schauspieler, Schriftsteller und Enkel von Hermann Meyerhoff.