Der Fall Calas - ein Justizmord Jean Calas war beschuldigt worden, seinen ältesten Sohn, der sich im Haus der Familie erhängt hatte, erwürgt zu haben, um ihn am Übertritt zum Katholizismus zu hindern. Die »Affäre Calas« wurde in ganz Europa bekannt dank Voltaire, der sich publizistisch, unter anderem mit der Schrift »Traité sur la tolérance« für seine postume Rehabilitierung einsetzte. Die Affäre begann am 13. Oktober 1761 wahrscheinlich dadurch, dass Calas dem Toten (der kurz zuvor ein Jurastudium beendet hatte, aber als Protestant nicht zur Abschlußprüfung zugelassen worden war) die entwürdigende Verscharrung als Selbstmörder ersparen wollte und angegeben hatte, er habe ihn erwürgt aufgefunden. Da jedoch bekannt war, daß er den Übertritt eines anderen seiner vier Söhne gern verhindert hätte, entstand rasch der Verdacht, er habe dieses Mal, in ähnlicher Lage, zum äußersten Mittel gegriffen. Als Calas, nachdem auch die Familie verhört worden war, den wahren Hergang berichtete, glaubte man ihm nicht. Vielmehr wurde ihm unter Folter ein Geständnis im gewünschten Sinne abgepreßt. Obwohl er es sofort widerrufen hatte, verurteilte ihn das Parlement von Toulouse wegen Mordes zum Tod durch Rädern und anschließende Verbrennung auf dem Scheiterhaufen. Das Urteil wurde in aller Grausamkeit vollstreckt, wobei Calas verzweifelt seine Unschuld beteuerte. Der angeblich ermordete Sohn hatte zuvor, zum Märtyrer verklärt, ein pompöses katholisches Begräbnis erhalten. Voltaire erfuhr zunächst die offizielle Version und war empört darüber, daß ein Vater seinen Sohn aus religiösem Fanatismus zu ermorden bereit gewesen war. Nachdem ihm aber ein dritter Sohn Calas’ persönlich den Sachverhalt dargestellt hatte, nahm er sich des Falles an und erreichte 1764 die Wiederaufnahme des Prozesses. Calas wurde 1765 postum freigesprochen und die Familie vom König mit 36000 Livre Schmerzensgeld bedacht. [Quelle Wikipedia]