Mit einer erfrischenden Liebe zu Weimars Straßen und Plätzen, Häusern, Museen, Parks und Friedhöfen (einer Liebe, die neben zuweilen rührender Sentimentalität ebenso mit Houellebecqschen Abgründen hantiert!) schweift der Autor bevorzugt in aller Frühe durch die Goethe-Stadt. Kopf und Jackentasche vollgestopft mit überflüssigen Informationen vergessener Quellen, treibt ihn die lustvolle Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit Weimar-Widersachern wie Weimar-Süchtigen aus Literatur, Musik, Kunst und Religion. Oft in Jahrhundertsolidarität Seite an Seite mit Enthusiasten wie dem ehemaligen Hauslehrer der Schillerschen Kinder, Bernhard Rudolf Abeken ("Was sind seine Schwächen gegen das Große, das wir in Goethe besitzen!"), und anderen Kämpfern aus dem "Goetheschen Freycorps" (Heine). Allein die sensible Beleuchtung der deutsch-deutschen Vergangenheit als faustischen "Brudersphären-Wettgesang" und die sich durch alle Betrachtungen ziehende Weisheit des Alten vom Frauenplan, dass letzten Endes "alles aufhört, politisch zu sein und bloß menschlich wird", lässt die Morgenspaziergänge wie eine schlummernde Parklandschaft aus dem bewegten Kosmos der Weimar-Literatur herausragen.