Wenn es stimmt, dass wenigstens ein Prozent der literarischen Produktion aus Liebeserklärungen bestehen muss, damit eine Kultur nicht zugrunde geht, dann leistet der ungewöhnliche Reiseführer "Ach Weimar, geliebtes Weimar" einen hochprozentigen Kulturerhaltungsbeitrag. Dass die literarischen, musikalischen und, geradezu ungewöhnlich exklusiv, theologischen Spaziergänge zum Umweg, zum Seitenpfad, zum Abschweifen neigen, so oft sich Gelegenheit dazu bietet, erweist sich dabei als besonders reizvoll. Schon der Blick in das Inhaltsverzeichnis verrät ungeahnte Weimar-Welten. So lauten zum Beispiel die Kapitel, in denen der Autor über die beiden berühmten Weimarer Friedhöfe führt: "'Kosend spielt er mit dem Staube' - Ein Tanz über den Historischen Friedhof", und "'Gott hat das alles gut gemeint' - Vom schwankenden Los auf dem Jakobskirchhof". Ein umfangreicher, aber deshalb nie langweiliger "Weinkeller an Anmerkungen" fördert zudem ganz nebenbei Fakten über Fakten zutage, die man in der gängigen Weimar-Literatur kaum findet.