Thea Sternheim (1883–1971) wird heute zu den bedeutendsten Tagebuchschreiberinnen des 20. Jahrhunderts gezählt. Auf mehr als dreißigtausend Seiten protokollierte sie privates und öffentliches Geschehen von 1903 bis zu ihrem Tod. Als „Exilantin der ersten Stunde“ gründete sie 1933 in Paris einen literarischen Salon, in dem führende Mitglieder der deutschen Exil-Literatur zusammentrafen – darunter Joseph Roth, Stefan Zweig, Klaus und Erika Mann, Johannes R. Becher und Herman Kesten. Ihre eigenen schriftstellerischen Werke zeichneten sich durch philosophische Tiefenschichten aus, die Rezensenten begeisterten, auch wenn sie eine größere Leserschaft nicht erreichten. Insbesondere der Roman Sackgassen – dem Ingeborg Bachmann „europäisches Format“ bescheinigte – behandelte Themen, die noch heute von brennender Aktualität sind. Dietmar Horst zeichnet auf Basis akribischer Archivrecherchen und profunder Kenntnis des Werks von Thea Sternheim das Bild einer immer unterschätzten, oftmals von ihren Männern betrogenen Frau, die erst heute – und zu Recht – als eine der faszinierendsten Autorinnen des 20. Jahrhunderts entdeckt wird. Zum Autor: Dietmar Horst, geb. 1962 in Zams (Tirol), lebt als promovierter Publizist in Salzburg. Nach seinem Studium arbeitete er als freier Journalist für mehrere Tages- und Wochenzeitungen. Zahlreiche Publikationen.