Forschungstechnologie (engl. research technology) ist ein seit den 1990er Jahren von dem in Paris am Maison des Sciences de l'Homme forschenden Wissenschaftsoziologen und -historiker Terry Shinn geprägtes analytisches Konzept zur Beschreibung von technisch-instrumentellen Hilfsmitteln der Forschung, die sich durch generische Anwendbarkeit in vielen Wissenschaftsdisziplinen auszeichnen. Als historischen Ursprung dieser neuen, quer zu diesen Disziplinen liegenden und insofern 'transversalen' Form der Wissensgenerierung, identifizierte Shinn die historische Konstellation im frühen deutschen Kaiserreich, die durch die Gründung instrumentennaher Gesellschaften entstand (etwa der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik 1879 und Publikationsorgane wie der Zeitschrift für Instrumentenkunde). Im Verbund damit kam die massiven Förderung von Instrumenteninnovation (wie etwa der Berliner Gewerbeausstellung) und die Gründung metrologienaher Institutionen (wie z.B. der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt 1882 oder der Instrument Society of America 1948). Zugleich behauptet Shinn, dass research technologists auf ein bestimmtes Instrument fixiert, aber nicht an eine bestimmte Disziplin gebunden seien, sondern 'Interstitialität' aufweisen, also ihre institutionelle Anbindung häufig wechselnd gewissermaßen 'zwischen' diesen disziplinären Stühlen säßen. Dies würde auch erklären, warum diese speziellen Techniker/Experimentatoren von der Historiographie so lange übersehen oder mindestens unterschätzt wurden. Wissenschafts- und Technikhistoriker, Technikphilosophen, Soziologen und Politologen, Bildungsplaner und Technikfolgenabschätzer, Finanzierer und Nutznießer beider Felder haben völlig verschiedene Vorstellungen dazu entwickelt, die hier in diesem Band diskutiert und konstruktiv weiterentfaltet werden. Aus der Besprechung von Eric Lettkemann in ISIS 105 (2014), p. 625: »Special attention should be given to the chapter by Klaus Hentschel (Stuttgart), who systematically compares the developmental stages of several research technologies (e.g., NMR and MRI scanners). Hentschel demonstrates that ‘genericness does not exist from the outset’ (p. 113). Instead, he identifies a temporal pattern of four stages. (...) Hentschel’s four-stage model is more than an extension of the original concept. It offers a framework for revealing comparisons between case studies that otherwise remain unconnected. Therefore, I strongly recommend this text for an English translation.«