Höflichkeit wurde früher in erster Linie mit sprachlichen Strukturen, Gesellschaften und Kulturen verknüpft. Seit der sogenannten diskursiven oder postmodernen Wende wird Höflichkeit nicht mehr als strategisches Mittel zur Durchsetzung außersprachlicher Ziele durch rationale Aktanten gesehen. Inzwischen betrachtet man Höflichkeit als situativ und kontextuell in individuellen Sprechern verankert. Tatsuhiko Yoshida wendet diesen neuen Ansatz zur Erforschung von Höflichkeit auf deutsch-japanische Kontaktsituationen an. Er nähert sich dem Thema aus sozialwissenschaftlicher Perspektive, der Untersuchungsgegenstand sind die Alltagspraktiken von Interaktanten. Seine empirischen Untersuchungen führen zu dem Ergebnis, dass Höflichkeit als Ressource zur Verständigungskooperation und Konsensbildung dient: der indexikalische kommunikative Sinn wird durch das Wissen über Höflichkeit und dessen praktischer Ausführung hergestellt.