Diese biographische Studie thematisiert das Erleben kolonialer Herrschaft durch Kolonialisierte am Beispiel des jungen Tan Tjwan Hie in Niederländisch-Ostindien/Indonesien der 1920er bis 1940er Jahre. Er wuchs auf Java als Mitglied der chinesischen Minderheit in einer wohlhabenden Händlerfamilie auf und war einer der wenigen nicht europäischen Schüler im elitären niederländischen Schulsystem. Im Schulalltag wurde er mit der Doktrin westlich-universaler Superiorität sowie der Zuschreibung von Inferiorität, rassistischen Diskriminierungen und Ausgrenzung konfrontiert. Die Studie behandelt die (un-sichtbaren) Wesensmerkmale einer kolonialen Lebenswelt mit „hautfarbenorientierter Kastengesellschaft“ und Identitätsproblemen aus der Perspektive Tans. Die hegemonialen und soziokulturellen Strukturen des niederländischen Apartheidsystems (und der späteren kurzen japanischen Militärherrschaft) werden, auch hinsichtlich der Gestaltung des chinesischen Sonderstatus, im historischen Kontext erläutert.