Die Versuchsstellen Peenemünde, in denen Heer und Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg unbemannte Fernwaffen mit neuartigen Antrieben zur Einsatzreife brachten, waren eine Großforschungseinrichtung mit Labor- und Bürogebäuden, Werkstätten, Fertigungsanlagen, Schienennetz, Straßen, Häfen, Flugplatz, Ver- und Entsorgungseinrichtungen, Siedlungen und Lagern. Nachdem die Wehrmacht Peenemünde zum Kriegsende aufgegeben hatte, besetzte die Rote Armee die Anlagen und nutzte sie kurzzeitig weiter; ein Großteil der verbliebenen Einrichtungen wurde gesprengt. Was noch brauchbar war, wurde zum Neuaufbau zerstörter Orte in der Region verwendet, der Rest verschwand im Grünen. Der Ausstellungsbegleitband präsentiert 47 großformatige Bilder des Fotografen Lorenz Kienzle, der den Zustand der Ruinenlandschaft von Peenemünde 2018/19 und 2022 festgehalten hat. Ihnen stehen historische Fotos aus der Zeit vom Bau und Betrieb der Anlagen gegenüber, ergänzt um Abbildungen von Objekten – sowohl bauliche Relikte als auch Bodenfunde aus der Umgebung dieser Anlagen, wie technische Geräte, Werkzeuge und Alltagsgegenstände. Die Kombination dieser Exponate weist auf den Wert der historischen Landschaft Peenemündes für das Verständnis der Geschichte des 20. Jahrhunderts hin und macht das Leben der tausenden Menschen sichtbar, die hier arbeiteten – viele von ihnen unter Zwang und unmenschlichen Bedingungen.