Blutlust oder Berufsstolz? Der Gladiator ist neben dem Legionär zur populärsten Ikone der römischen Antike geworden. Er war der Star in der ersten Kultur der Massenunterhaltung der Geschichte. Aber entsprechen die Gemetzel in der Arena unter dem Gejohle eines enthemmten Publikums, die trostlosen Lebensverhältnisse der versklavten Kampfmaschinen, wie wir sie aus zahllosen Filmen kennen, der Realität? Marcus Junkelmann widmet sich seit Jahrzehnten der Erforschung des Gladiatorenwesens und ist zu vielen neuen und unerwarteten Ergebnissen gelangt. So war die Gladiatur ein genau geregelter Kampfsport unter der Aufsicht von Schiedsrichtern. Nur eine Minderzahl der Duelle endete mit dem Tod eines der Kontrahenten. Denn die medizinische Versorgung war besser als die der meisten Zivilisten. Die Kämpfe wurden unter dem Klang stimulierender Musik opernhaft inszeniert. Die Bewaffnung und Kampfweise der verschiedenen Gladiatorengattungen und ihre Kombination zu Fechterpaaren waren exakt festgelegt. Der Autor hat sie nicht nur an Hand der Quellen identifiziert, sondern die Praxis in Rekonstruktion und Experiment erprobt und anschaulich dokumentiert. Viele Gladiatoren kämpften freiwillig und besaßen ausgeprägten Berufsstolz. Nicht wenige von ihnen hatten Frauen und Kinder. Und die Darbietungen waren nicht einfach nur Ausdruck von Voyeurismus und Blutlust, sondern erfüllten in der Frühzeit religiöse Funktionen im Totenkult und dienten später einer heroischen Staatsideologie.