So zahl- und variantenreich uns Tierlaute in alltäglichen, künstlerischen und wissenschaftlichen Zusammenhängen begegnen, so wenig erforscht ist die Geschichte dieser Begegnungen. Dabei zwitschert, bellt und röhrt es an den Schnittstellen zwischen Wissens-, Medientechnik- und Musikgeschichte – und dies nicht ohne Grund. Tierlaute zementieren, aber stören oder erschüttern auch unsere Abgrenzungen vom ‚Andern‘. Sind der Vogelgesang und die Kommunikation von Affen oder Delphinen evolutionäre Vorstufen von Musik und Sprache? Verfügen Fische über eine noch unbekannte Form der Verständigung? Solche Fragen durchziehen die Kunst- und Wissenschaftsgeschichte, wobei die bioakustische Forschung maßgeblich durch die Entwicklung von Klangspeichermedien geprägt ist. Die hier versammelten Beiträge beleuchten unterschiedliche politische, ästhetische und wissenschaftliche Diskurse und Praktiken, die Tierlaute in menschliche Zusammenhänge brachten und bringen. Dabei interessieren sowohl die medientechnischen und epistemischen Herausforderungen dieser Prozesse als auch die Bedeutungen, die tierlichen Äußerungen jeweils zugeschrieben wurden, etwa im Nationalsozialismus und im Tierschutz. Damit eröffnet der interdisziplinär ausgerichtete Band erste Perspektiven einer ‚kulturgeschichtlichen Bioakustik‘.