Die Rede von der Natur ist heute in vielfacher Weise problematisch geworden. Das geht mitunter so weit, dass von einer vorauszusetzenden Natur gar nicht mehr gesprochen werden kann. Hartmut Böhme fragt in seinem grundlegenden Essay daher zunächst, was es heißt, in einer Epoche »nach der Natur« zu leben. Anschließend diskutiert er die wichtigsten Ansätze der Naturbetrachtung : den kulturalistischen Ansatz, die neodarwinistische Ästhetik, die Dekonstruktion von Natur, Natur im Zeichen der ›life sciences‹, den ökologischen Konstruktivismus, das Verfahren des »gendering nature« sowie schließlich den alten Kant'schen Ansatz einer »Technik der Natur«. Vor diesem Hintergrund werden von Bruegel bis Beuys bildkünstlerische Beispiele vorgestellt, die die jüngst vertretenen Thesen über die Unfähigkeit der westlichen Kultur, die Verflochtenheit von Natur und Kultur zu denken, widerlegen. Es zeichnen sich im Gegenteil gerade im europäischen Kontext Elemente der Entdeckung, Gestaltung und Achtung der Natur ab, die für die Zukunft der Geo-Ästhetik unverzichtbar sind.