Kritisch über Kirche zu schreiben hat Konjunktur. Es ist nicht schwer, den Glauben an Gott lächerlich zu machen, wenn man einen fundamentalistischen Pappkameraden aufbaut und den dann auseinandernimmt. Wer so verfährt, hat keine Ahnung von der kirchlichen Wirklichkeit oder ignoriert sie bewusst. Solche Bücher sind nicht ernst zu nehmen, auch wenn sie, Bestseller sind. Kritisch über die Kirche zu schreiben ist aber notwendig. Es ist notwendig, damit die Kirche sich verändert. Und sie muss sich verändern, um bei ihrer Sache zu bleiben. Deshalb lege ich dieses Buch vor. Es ist eine Insider-Kritik und es hat fast ein Leben lang gedauert, bis ich bereit war, es zu schreiben. „Wer zu schnell glaubt, hört auf, zu denken.“ Dieses Bonmot aus der Hamburger Krimiserie „Stubbe – von Fall zu Fall“ führt mit-ten hinein in die Absicht dieses Buches. Es möchte ein Plädoyer für einen aufgeklärten Christenglauben sein. Dazu gehört: sich informieren und nachdenken über das, was „glauben“ heißt. Wer zu schnell glaubt, das heißt, wer einfach für wahr hält, was ihm oder ihr jemand sagt, der als Autorität gilt, ist kindlich naiv oder verblendet. Von einem mündigen Erwachsenen erwartet man, dass er über das Gehörte nachdenkt, es überprüft und beurteilt nach seinem Wissen und Gewissen. Man tut das normalerweise ganz automatisch. Alles andere wäre fahrlässig. Und wer darüber nachdenkt und sich informiert, wird bald merken, dass „glauben“ im biblischen Sinn gar nicht „etwas für wahr halten“ meint, sondern schlicht „vertrauen“.