Gustav Meyrinks okkulte Romane erlangten Weltruhm. Henri Birven geht den Quellen nach, aus denen der Dichter schöpfte, wenn er leidenschaftlich im verführerischen Labyrinth der Okkultur forschte oder unermüdlich seine Yoga-Praktiken vollzog. Das Werk Meyrinks, der „fassweise“ Bücher kaufte und auf eine gewaltige Masse an einschlägiger Literatur zurückgreifen konnte, wird durch Birvens Blickwinkel höchst lebendig. Meyrink litt, wie so viele, an den offenen Wunden der Moderne, doch hatte er ein Heilmittel aus den verschütteten und unverstandenen Lehren einer Geistestradition gefunden. Eine ganz bestimmte „aktive Geisteshaltung“: nicht die asketische Erlösung „von der Welt“, sondern eine aktivistisch realisierte Erlösung „in der Welt“. Die Fremdheit dieser verschütteten Lehren dürfe aber nicht mit vulgärem Okkultismus verwechselt werden, betont Birven. Die Magie selbst sei etwas Wertneutrales, die man wie auch andere Urphänomene, weder gut noch böse nennen kann. Die eigenen Gedanken beherrschen zu können, d. h. die geheimsten Wurzeln ihres Entstehens aufzudecken, war für Meyrink nämlich dasselbe, wie zaubern. Birven geht es darum, das Ringen Meyrinks auf seiner Gralssuche nach Wahrheit und Erkenntnis für den Leser durchschaubar zu machen. Dieses Buch widmet sich beiden Gestalten: dem Dichter Meyrink und dem Autor Birven. Damit auch Letzterer endlich ins verdiente Blickfeld rückt, geht Hans Thomas Hakl in seinem Vorwort auf die große Bedeutung Henri Birvens erstmals biografisch ein. „Das Ich schweift solange ängstlich in dem ungeheuren Weltrade umher, als es in dem Herrn, der das Rad dreht, einen anderen wähnt, als sich selbst. Aber mit dem Augenblick, wo es als den Herrn des Rades sich selber weiß, da hat es den Frieden der Unsterblichkeit erobert." (Svetasvatara Upanishad)