Kenntnisse über die archaischen Verhaltensautomatismen erlauben, nicht mehr auf die Gegenposition zu den beklagten Symptomen zu gehen - gefragt ist Verstehen und Verständnis. Diese Forderung benötigt eine Neuorientierung medizinischen Denkens und Handelns. Dabei werden die Wünsche der Betroffenen, ihre Beschwerden "loswerden zu wollen", nicht "erfüllt", zumindest nicht im konventionellen Sinne, ganz abgesehen davon, dass Abwehr immer nur eine Richtung aller möglichen Betrachtungsweisen zulässt. Idiolektisches Denken lässt - im Gegensatz zur Abwehrhaltung - nur multidirektionale Denkweisen zu. Die damit verbundene Erweiterung des diagnostischen "Gesichtsfeldes" wirkt informativ und entlastend, sowohl für Betroffene wie für Behandelnde. Hans Hermann Ehrat zeigt, wie wertvoll es ist, die Möglichkeit zu haben, durch adäquate Gesprächsführung bei psychosomatischen Erkrankungen, archaische, aktiv gewordene Muster zu erkennen und mit den Betroffenen herauszuarbeiten. In vielen Fällen kann bereits durch das Erkennen von Besprechen dieser Muster eine Umorientierung und Verhaltensänderung der Patientinnen und Patienten einsetzen. Hans Hermann Ehrat hinterlässt uns mit seinem von ihm geteilten Wissen einen großen Schatz. Das Teilen seiner vielen gedanklichen, emotionalen und menschlichen Spuren und seine Weisheit sind ein großes Geschenk - und auch ein Vertrauensbeweis und eine Aufgabe.