Als Kalam-kari (ein persisch-indisches Wort, das mit ‚Schreibrohr-Arbeit‘ übersetzt werden kann) werden farbintensive, in einem aufwendigen Prozess hergestellte Tempeltücher aus Südindien bezeichnet. Die freihändig gestalteten Behänge von teilweise imposantem Format illustrieren in dichten Kompositionen und Bildfolgen auf die Puranas zurückgehende Göttergeschichten sowie zentrale Episoden aus den beiden Epen Ramayana und Mahabharata. Sie lassen die reiche Erzähltradition für die Betrachtenden sinnlich erfahrbar werden. Die Bestände des Völkerkundemuseums der Universität Zürich sind für die Kalamkari- Kunst des 20. Jahrhunderts als repräsentativ anzusehen: Sie umfassen einerseits Textilien, die in den 1920er Jahren in Tamil Nadu erworben wurden, und anderseits zahlreiche Stücke, die 1987 nach Zürich kamen und aus Srikalahasti stammen, einem der bedeutendsten Zentren der Kalamkari-Herstellung in Andhra Pradesh. Die eindrückliche Sammlung des Völkerkundemuseums wird hier in ihrer Gesamtheit historisch situiert und vorgestellt, mit vollständiger Übersetzung der Telugu-Inschriften und grossformatigen Abbildungen sowie Detailaufnahmen aller Tücher.