2015, kurz nachdem sich Caitlyn Jenner zu ihrer Identität als Transgender bekannt hatte, wurde Rachel Dolezal, Präsidentin einer Ortsgruppe der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP), durch ihre Eltern als weiss «geoutet». Darauf entbrannte in den Medien eine Debatte über die Fluidität von gender und race. Wenn Jenner sich rechtmässig als Frau identifizieren konnte, konnte sich Dolezal nicht ebenso als schwarz identifizieren? Obwohl sex im Unterschied zu race eine biologische Fundierung hat, findet die Wahl bzw. Änderung von sex oder gender paradoxerweise eine grössere Akzeptanz als die Wahl oder Änderung der race. Während Dolezals Behauptung, sie sei schwarz, von wenigen akzeptiert wurde, verstärkt sich die Fluidität von Race-Identitäten in dem Masse, wie die Abstammung – zunehmend als gemischt verstanden – ihre Vorherrschaft über Identität verliert und race und ethnicity wie auch gender als etwas gesehen werden, was wir tun, und nicht als etwas, was wir haben. Indem er race und ethnicity durch die Linse der Transgender-Erfahrung neu betrachtet – nicht nur als eine Bewegung von einer Kategorie zur anderen, sondern auch als Position zwischen und jenseits von bestehenden Kategorien –, unterstreicht Brubaker die Formbarkeit, Kontingenz und Beliebigkeit der Kategorien von race. Ausgehend von der kontroversen Koppelung von «transgender» und «transracial», zeigt Rogers Brubaker, wie gender und race, die während langer Zeit als stabil, angeboren und unzweideutig verstanden werden, in den letzten Jahrzehnten – auf unterschiedliche Art und in unterschiedlichem Ausmass – als wandelbar und einer Wahl zugänglich betrachtet werden. Transgender-Identitäten haben sich in schwindelerregendem Tempo von der Peripherie in den Mainstream bewegt, und Grenzen der Ethnizität und der race wurden unscharf.