Die Linie ist das private Tagebuch der Ethnologin Sonja Speeter-Blaudszun, das sie während ihrer Feldforschung 1996 in Namibia führte. Es wurde nicht mit der Absicht einer späteren Veröffentlichung geschrieben; vielmehr verfasste sie es als Quelle und kritische Reflexion ihrer Forschungsreise, die sie zu den Ju|´hoansi in der Nyae-Nyae-Region in der Kalahari durchführte. Insbesondere interessierte sie sich für die Expeditionen der amerikanischen Forscherfamilie Marshall. Diese Forschungsreisen waren und sind für die Ju|´hoansi wie auch für die allgemeine San-Forschung bis heute von grundsätzlicher Bedeutung. „Mein Tagebuch ist ein Text, der auch den politisch-ethischen Zeitgeist der Ethnologie in den 1990er-Jahren und die zunehmenden Implikationen, die eine ethnologische Forschung für alle Beteiligten mit sich bringt, reflektiert. Anders als bei einem Tagebuch können wir in einer abgeschlossenen Ethnografie nicht erkennen, wie sich die täglich verändernden Beziehungen und die neuen Erfahrungen einer Ethnologin im Forschungsalltag auf die Formung und Gestaltung einer Ethnographie auswirken. Um ‚Objektivität‘ in meinen Beobachtungen zuzulassen, nutzte ich das tägliche Reflektieren im Tagebuch zum Ordnen und Strukturieren und auch als ‚Ventil‘ für meine unmittelbaren Gedanken in Namibia.“ Sonja Speeter-Blaudszun