Wenige Denker nur üben eine so ungebrochene Faszination auf die sogenannte Nachwelt aus wie Friedrich Nietzsche, der „Philosoph mit dem Hammer“, der Wagner-Freund und -Gegner, der Sprachvirtuose, der „Einsiedler von Sils-Maria“, der Extremist und Experimentator des Geistes, der schließlich im Januar 1889 in Turin zusammenbricht und weinend ein Pferd umarmt. Der ein schauriges Schicksal erleidet, hineingetrieben oder -gerissen in den Wahnsinn (von wem? wodurch?). Nietzsche ist immer eine Herausforderung. Wer sich auf ihn einlässt, kommt nicht ungeschoren davon. Nur wer sich der Glut seines Denkens wirklich öffnet (und das ist nicht möglich, ohne sich verwunden zu lassen), „hat etwas davon“, um es alltagssprachlich zu fassen. Das bedeutet keineswegs, dass man ihm zustimmen muss, ob nun partiell oder in Gänze. Aber Blessuren erleidet jeder bei intensiver und „mitsinniger“ Lektüre.