Der Titlis ist von alters her ein besonderer Berg. Johann Leopold Cysats Beschreibung des Vierwaldstätter Sees von 1661 erwähnt den 'Tittlisberg, welchen man für den höchsten Berg in der gantzen Eidgenossenschaft haltet'. So hoch ist er nicht, aber doch unübersehbar mit seinem weissen Gletschermantel, der weit ins eidgenössische Mittelland hinausleuchtet. Wer oben steht, sieht weit, und die Ersten, die oben standen, waren drei Engelberger und ein Deutscher. Alle arbeiteten im Kloster: ein Meisterkäser, ein Pförtner, ein Pferdeknecht und ein Schmied. Und auch die publizistische Verarbeitung der ausserordentlichen Leistung mit Steigeisen und Seil – zu einer Zeit, als Gebirge und Gletscher noch als gefährlich galten – übernahm ein Mitglied des Klosters: Pater Magnus Waser, Subprior in Engelberg, verfasste 1767 den Bericht über die epochale Erstbesteigung von Ende Juli 1744. Seither hat der Titlis nichts von seiner Faszination verloren, im Gegenteil. Er erfreute sich am alpinen Massentourismus zu einer Zeit, als in andern Teilen der Schweizer Alpen die Touristen noch schräg angeguckt wurden. Er erlebte 1887 die Stern- und Geburtsstunde der modernen, weltberühmten Schweizer Kartografie. Er sah einige der ersten Skifahrer in der Schweiz, und heute gilt er als der heisseste helvetische Ski- und Snowboardberg. Er schaut der ersten drehbaren Luftseilbahnkabine der Welt verwundert zu, die seit 1992 über seinen spaltenreichen Gletscher schwebt. Der Titlis wurde verkabelt und verbohrt, vermessen und verpistet, und trotzdem gibt es noch jungfräuliche Wände.