Die Anfänge des Christentums in Ägypten (Nach Dr. Ignaz Pichowetz) Es gilt als unbestrittene Tatsache, dass Ägypten schon in apostolischer Zeit mit dem Christentum in Berührung kam. Die Apostelgeschichte berichtet etwa, dass bei der Predigt des Petrus zu Pfingsten in Jerusalem Zuhörer aus Ägypten und Libyen und aus dem Mohrenland anwesend waren. Es ist außerdem nicht ausgeschlossen, dass in der apostolischen Zeit kleine judenchristliche Gemeinschaften in Ägypten existierten, die mit der Urgemeinde im nahen Palästina in Verbindung standen, zu denen auch Augenzeugen der dortigen Geschehnisse gehörten. Man darf annehmen, dass sich das Christentum in Ägypten zuerst unter den Griechen und in den Judengemeinden von Alexandrien und am Nil-Delta ausbreitete. Insbesondere dürften sich die stärker hellenisierten Kreise angeschlossen haben. Ihnen sind dann wohl die Griechen und schließlich die Masse der Ägypter gefolgt. Diese Gruppen bildeten die Basis der heutigen Kopten. Zur Gründung der ältesten christlichen Kirche auf ägyptischem Boden dürfte es um das Jahr 70 gekommen sein. Obwohl es sich im Sinne moderner Geschichtsschreibung nicht nachweisen lässt, führt die koptische Tradition die Ursprünge des Christentums in Ägypten auf den Evangelisten Markus zurück. Nach dieser Tradition betrachtete es Markus als seine Lebensaufgabe, das Christentum nach Alexandrien zu bringen, das damals den Gegenpol zu Rom darstellte. Über den Zeitpunkt seiner Ankunft in Alexandrien gibt es konträre Überlieferungen. Die Geschichte der Patriarchen nimmt das Jahr 48 n. Chr. an. Andere Quellen sprechen vom Jahr 55, 58 oder 61. Wenn man die Ankunft von Markus in Alexandrien in die Zeit nach 61 verlegt, dürfte die Aussage des heiligen Johannes Chrysostomus (347—407) zutreffen, der behauptet, dass Markus sein Evangelium nach Alexandrien mitgebracht, dort ergänzt und auf griechisch für die hellenistische Metropole geschrieben habe.