Im bolivianischen Tiefland siedeln heutzutage um die 50.000 nieder deutschsprachige Mennoniten. Über die Hälfte dieser religiösen und ethnischen Minderheit, die sich bewusst von der sie umgebenden Gesellschaft abgrenzt und sich möglichst ausschließlich dem Ackerbau widmet, sind sogenannte Altkolonie-Mennoniten, die den elektrischen Strom ablehnen und sich in eine strenge religiöse Ordnung fügen, die jeden Bereich des Lebens durchzieht. Die vorliegende ethnographische Collage gewährt Einblick in den Mikrokosmos einer Gruppe von Altkolonie-Mennoniten, die sich 1993 im bolivianischen Chaco angesiedelt hat, nachdem sie die vorangegangenen Jahrzehnte in Mexiko und Paraguay gelebt hatte. Dabei folgt die Arbeit weniger einer explizit ethnologischen Fragestellung als vielmehr den Menschen, die eine Altkolonie ausmachen. Zugleich rücken die unmittelbaren Nachbarn der Kolonie, die Isoso-Guarani, wie auch die weitere Umwelt mit in das sich entfaltende Bild einer sich der Welt verweigernden, religiösen Gemeinschaft, die ihr Heil außerhalb einer, wie auch immer definierten, Moderne sucht, der sie jedoch in ihrem alttestamentarisch geprägten Glauben an den Fortschritt ebenso wie wirtschaftlich durchaus verbunden ist.