„Where Lhas cannot see it“ – so beschreiben Bewohner eines Dorfes in Ladakh den Ort, an dem eine Geburt stattfinden sollte. Lhas sind lokale Gottheiten, die erzürnt werden, wenn diese Regel nicht beachtet wird. Doch was geschieht, wenn sich Frauen des Dorfes entschließen, im Krankenhaus zu entbinden? Wie werden lokale Vorstellungen und biomedizinische Praktiken in Einklang gebracht? Die Autorin stellt in diesem Buch nicht nur die Zusammenhänge zwischen theoretischen Konzepten der Tibetischen Medizin und gegenwärtigen Praktiken in einem Dorf im indischen Himalaya dar, sondern beleuchtet aus ethnologischer Perspektive den Einfluss historischer und aktueller Entwicklungen auf Geburt in Ladakh. Aspekte, die in der Analyse besondere Beachtung finden, sind die zunehmende Biomedikalisierung und Institutionalisierung von Geburt, internationale Entwicklungsdiskurse und nationale Regierungsprogramme, sowie die Aushandlungen dieser Phänomene in der Region. Die Arbeit zeigt anhand empirischer Beispiele und theoretischer Überlegungen, dass Geburt ein lokal spezifisches Phänomen darstellt, das jedoch untrennbar mit sozialen, ökonomischen und politischen Prozessen verwoben ist.