Psychologisches Denken fängt schon weit vor wissenschaftlichen Erklärungen an. Es beginnt mit Fragen, die umräumen, was wir bisher gehört und gesehen haben; mit Bildern, an denen wir uns Zusammenhänge im Alltag verständlich machen; mit einem Interesse an der Vielfalt und den Verwandlungsmöglichkeiten der Wirklichkeit. Dieses Interesse sollte sich auch eine wissenschaftliche Psychologie nicht nehmen lassen. Viele psychologische Erklärungen wirken so langweilig, weil sie die Zusammenhänge, in denen wir leben und erleben, in isolierte Kästchen packen wollen. Denn der Versuch, sich dem Seelischen zu nähern, gelingt dort, wo man es nicht scheut, sich mitten unter die Dinge des Alltags zu begeben. Eine psychologische Morphologie richtet ihr Tun an der Vielfalt der Wirklichkeit aus und spürt der Logik seelischer Prozesse mit System und Methode nach. Folgt man beschreibend den Phänomenen kann das Vertraute plötzlich fremd werden und Wesentliches erscheint, wo man es am wenigsten vermutet: in den Formen und Kulturen unseres Alltags. Die Zeitschrift 'Zwischenschritte' will für eine solche 'unordentliche' Psychologie werben, wie sie erstmals vor hundert Jahren von Tiefenpsychologen und Gestaltpsychologen in den Blick gerückt wurde. Ihre Erfahrungen wurden von Wilhelm Salber zu einem Konzept ausgebaut, das die Wirklichkeit des Seelischen an Stellen aufsucht, an denen die moderne Psychologie immer noch vorbeizusehen scheint: den Zusammenhängen des Alltagslebens, den Wirkungssystemen des Films und der Werbung, den Entwicklungen der Kunst. Unter dem Stichwort einer 'Morphologie' des seelischen Geschehens verfügt sie über ein differenziertes Erklärungssystem, das einer ästhetischen Auffassung der Wirklichkeit näher steht als dem 'nüchternen' Blick einer positivistischen Stillegungs-Psychologie. Die Ergebnisse morphologischer Forschung werden seit zwanzig Jahren in der einmal jährlich erscheinenden Zeitschrift 'Zwischenschritte' veröffentlicht. Anders als andere psychologische Zeitschriften arbeiten die 'Zwischenschritte' mit dem Zusammenspiel von Text und Bild als zwei Formen des Vertrautwerdens mit den Phänomenen des Alltags. Das entspricht nicht nur dem Bildcharakter der seelischen Realität, sondern öffnet die Psychologie zudem für den Blick einer interessierten Öffentlichkeit.