Die 14 Beiträge in Band 22 (2015) behandeln verschiedene Aspekte süd-, südost- und zentralasiatischer Kultur. Mikhael D. BUKHARIN (Moskau) präsentiert 27 bisher unveröffentlichte Briefe von Albert Grünwedel an W.W. Radloff aus den Jahren 1901 bis 1914, die in den Archiven der russischen Akademie der Wissenschaften in St.-Petersburg aufbewahrt werden und Einblicke in bisher unbekannte Aspekte des damaligen Museums für Völkerkunde in Berlin geben sowie die Hintergründe der zu dieser Zeit durchgeführten preußischen und russischen Expeditionen an die Seidenstraße in Ostturkistan offenbaren. Der leider vor kurzem verstorbene Andrew HUXLEY (London) befasst sich mit der in England zwischen 1884 und 1914 geführten Debatte, wie die Erforschung der indischen Altertümer zu finanzieren sei. Johannes SCHNEIDER (München) präsentiert eine buddhistische Sicht auf den hinduistischen Buddhavatara, die auf zwei Sanskrittexten aus dem 8./9. Jahrhundert basiert, von denen nur die tibetische Übersetzung erhalten ist. Ulf JÄGER (Gronau-Epe/Westfalen) bespricht ausführlich ein Steinrelief aus Gandhara, das sich in einer Schweizer Privatsammlung befindet und dionysische Szenen zeigt. Jürgen NEUSS (Berlin) dokumentiert bisher unveröffentlichte Inschriften im Amaresvara-Tempel in Mandhata, Zentralindien. Gautama V. VAJRACHARYA (New York) korrigiert in seinem Beitrag die frühere Lesung einer Inschrift auf einer nepalesischen Kupferfigur des Gottes Indra. Gouriswar BHATTACHARYA (Berlin) stellt in seinem ersten Beitrag die Frage, ob es eine Gottheit namens "Madhusrenika" gab, und kommt zu dem Schluss, dass dies nicht der Fall ist, sondern auf der fehlerhaften Interpretation einer Inschrift basiert. In seinem zweiten Beitrag zeigt G. BHATTACHARYA, wie sich die im östlichen Indien verbreitete Darstellung der beiden Frauen des hinduistischen Gottes Vi?nu, Sri/Laksmi und Pusti/Sarasvati, ikonographisch aus Gadadevi bzw. Cakrapurusa entwickelt haben. Bijan MONDAL (Kolkata) & Gerd J.R. MEVISSEN (Berlin) dokumentieren die seltene Form der hinduistischen Göttin Sarasvati mit einem Widder als Reittier (Mesavahini Sarasvati) in der Sculpturenkunst Bengalens. Ibrahim SHAH (Peshawar) beleuchtet die ikonographischen Aspekte einer Steinfigur von Visnu-Trivikrama aus Bengalen, die sich jetzt im Nationalmuseum Pakistans in Karachi befindet. Swati RAY, Rupendra Kumar CHATTOPADHYAY & Shubha MAJUMDER (Kolkata) präsentieren insgesamt 39 bisher unbekannte jinistische Skulpturen aus der alten Region Manbhum im heutigen Westbengalen. Gudrun BÜHNEMANN (Madison) befasst sich mit einer eigenartigen Gruppe von "Sakti-" oder "Devili?gas" aus Bengalen und Nepal, die Darstellungen von Göttinnen aufweisen. Béla KELÉNYI (Budapest) stellt eine Gruppe von dreibeinigen buddhistischen Bronzefiguren vor, deren Ursprung er im Dali-Königreich (937-1253) in Chinas Yunnan-Provinz lokalisiert. Doris Meth SRINIVASAN (Stony Brook) bespricht das kürzlich erschienene Buch von Devangana Desai, Art and Icon. Essays on Early Indian Art, New Delhi 2013. Aus Anlass des 30-jährigen Bestehens der Berliner Indologischen Studien beinhaltet der Band noch einen Autorenindex der bisher erschienenen Bände 1 (1985) bis 22 (2015).