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Verdrängte Philosophie

Autor
Norbert Walz

Verdrängte Philosophie

Untertitel
Zur Bedeutung einer Metatheorie von Marx' Kritik der politischen Ökonomie
Beschreibung

Aus der Sicht des traditionellen Marxismus legte Friedrich Engels die Fundamente einer marxistischen Philosophie, denen auch Marx zustimmte und für sich beanspruchte. Die marxistische Philosophie als Teil eines Weltanschauungsmarxismus war aus dem Bedürfnis entstanden, der Arbeiterklasse und den mit ihr sympathisierenden Intellektuellen eine sinnhafte Orientierung nach dem Wegfall traditioneller Glaubensinhalte zu verschaffen. Engels fokussierte sich in seiner marxistischen Philosophie vor allem auf die Fragen der (Natur-)erkenntnis und der «Gesetze» des Denkens (Dialektik), die als die einzig wichtigen Problemkreise der Philosophie erschienen. Durch die Marx-Aneignung, welche ab den späten 1960er Jahren in Westdeutschland die Neue Marx-Lektüre und die Wert- bzw. Arbeitskritik betrieb, geriet jedoch die traditionell unterstellte Einheit zwischen Marx und Engels ins Wanken. So findet sich bei Marx auch eine Sichtweise der Natur, die ihre Wurzeln in der europäischen Romantik hat und die bei Engels fehlt. Und während Engels stellenweise in einen mechanischen Materialismus zurückfällt, reflektiert Marx häufig auf die soziale Bedingtheit von (Natur-)erkenntnis und schlägt auch andere zentrale Themen der abendländischen Philosophie an. Marx konnte jedoch diese Inanspruchnahme der philosophischen Tradition, die unter dem Motto «Verwirklichung der Philosophie» stand, nicht durchschlagend nutzen, da sein Verhältnis zur Philosophie von Beginn an ambivalent war. Einerseits zehrte er von den philosophischen Wurzeln seiner Theorie, andererseits verleugnete er sie, erklärte Philosophie gar zur bloßen Ideologie. Da Marx nach 1845 die Philosophie verdrängte, ergeben sich mehrere Leerstellen seiner Theorie ‒ insbesondere eine kritische Theorie des vergesellschafteten Menschen, der Natur und des Wissens. Diese Leerstellen sind durch eine Metatheorie der Kritik der politischen Ökonomie aufzufüllen, die zu einer Postphilosophie werden, da sie mit der bisherigen Philosophie brechen, die die Wirklichkeit zumeist nur bestätigte. Weil bei Marx eine Metatheorie seiner Kritik der politischen Ökonomie nur fragmentarisch und weitgehend implizit vorliegt, konnte sich Engels‘ marxistische Philosophie mit ihrem Naturalismus und Szientifismus an ihre Stelle setzen. Die Studie integriert mehrere unorthodoxe Lesarten zu einem neuen Verständnis von Philosophie innerhalb der Marxschen Theorie. Entgegen einer naturalistisch orientierten Grundlegung im Sinne Engels, aber auch entgegen einer verkürzten methodischen Rezeption innerhalb der Neuen Marx-Lektüre, wird Philosophie verstanden als Ressource von Vorstellungen eines guten Lebens für alle leidensfähigen Individuen.

Verlag
Schmetterling Stuttgart
ISBN/EAN
978-3-89657-025-3
Preis
60,00 EUR
Status
nicht lieferbar