Abgesehen vom Schreiadler haben nur zwei Greifvögel unserer Wälder im Hochsommer noch Junge im Horst: der auf Wespen spezialisierte Wespenbussard (Pernis apivorus) und der Baumfalke (Falco subbuteo). Die späte Lage der Brutzeit hat auch bei F. subbuteo nahrungsökologische Ursachen, besteht dann doch ein reichliches Angebot an flüggen Kleinvögeln sowie Fluginsekten wie Libellen, Hautflüglern und Käfern. Früher wurde dieser kleine Falke als hochspezialisierter Schwalben- und Lerchenjäger ('Swalwenfänger', 'Lerchenfalk') angesehen. Neue Untersuchungen zeigen, dass der Baumfalke nicht nur im Umkreis größerer Städte horstet, sondern das Stadtgebiet selbst, besonders die Stadtrandzone mit aufgelockerter Bebauung, erfolgreich auf Sperlinge, Grünfinken, Mauersegler und auch entflogene Wellensittiche bejagt. Der vorliegende Band wertet die Ergebnisse langjähriger Beobachtungen an Berliner und märkischen Baumfalken aus, in deren Verlauf über 1.500 Nestjunge mit Vogelwartenringen, teilweise auch mit Farbringen, markiert wurden. Fragen der Geburtsortstreue, des Festhaltens am Brutplatz, des Geschlechts, aber auch der europäischen Wanderwege und ihrer Risiken konnten so geprüft werden. Mit dem weltweit ersten, nur 5 g schweren Satellitensender wurden ab 2008 völlig neue Erkenntnisse über die afrikanischen Durchzugs- und Winterquartiere gewonnen, die in der vorliegenden, überarbeiteten und stark erweiterten Neuauflage präsentiert werden. Heute ist der Bestand des Baumfalken in Mitteleuropa gefährdet, und so will diese Monographie Kenntnisse vermitteln, die Voraussetzung für einen wirksameren Schutz sind.