Der Mediävist und Landeshistoriker Hermann Aubin (1885-1969) war ein herausragender Vertreter der so genannten „deutschen Ostforschung“, jener besonderen, völkisch-deutschtumszentrierten, antislawischen Interpretation ostmitteleuropäischer Geschichte, die die deutsche Wahrnehmung des östlichen Europa in den 1930-1950er Jahren maßgeblich geprägt und im Nationalsozialismus – auch mit dem selbst gestellten Anspruch, die politisch Handelnden beraten und mit wissenschaftlichen Einsichten zu ‚vernünftigem’ Handeln anleiten zu können – eine unheilvoll-unrühmliche Rolle gespielt hat. Aubins unermüdlicher Einsatz für die Ostforschung hat seinen Niederschlag in einer großen Zahl von Briefen gefunden, die in ihrer zeitlichen Reichweite, inhaltlichen Dichte und thematischen Vielfalt einen differenzierten Einblick in das Denken und Handeln eines führenden Ostforschers bieten, darüber hinaus aber in hohem Maße auch die gedanklichen Wurzeln, geschichtspolitischen Intentionen und wissenschaftlichen Anliegen der Gemeinschaft der deutschen Ostforscher insgesamt widerspiegeln. Die vorliegende kommentierte Edition macht dem Leser erstmals 228 ausgewählte Briefe Aubins sowie drei seiner programmatisch-wissenschaftsorganisatorischen bzw. geschichtspolitischen Texte zugänglich. Sie eröffnet damit einen unmittelbaren Quellenzugang zu einem in jüngster Zeit sehr kontrovers diskutierten Phänomen, das auf diese Weise einer nüchtern-sachlichen Betrachtung und damit einem besseren Verständnis zugeführt wird.