Dieses Buch zieht die historischen Linien der Lynchfotografie in den USA zwischen 1880 und 1950 nach und kontextualisiert sie erstmals mit einer visuellen Kulturgeschichte des Melodramas. Die grausame Ermordung von Afroamerikanern im Dienste der sogenannten weißen Suprematie, ihre zu Spektakeln herangewachsene Vollstreckung, vor allem aber ihr Festhalten, Vervielfältigen und Zirkulieren auf Fotografien waren keineswegs Nischen vormoderner Zeiten, sondern, so hart dies klingt, ein integraler Bestandteil der visuellen Kultur in den USA des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Diese Wechselwirkungen sind zu finden im frühen Sexfilm, in Minstrel Shows und im Blackface-Theater, bei Onkel Tom-Bühnenaufführungen, in der Fotografie des Amerikanischen Bürgerkrieges wie auch in den Anfängen des narrativen Kinos – maßgeblich geprägt durch das rassistische Epos The Birth of a Nation von David Wark Griffith (1915).