Die Nachfahren zwangsgetaufter Juden auf Mallorca, die sogenannten Xuetes, stehen im Fokus dieser Ethnografie. Bis in das 20. Jahrhundert wurden diese katholischen Mallorquiner von der Mehrheitsbevölkerung als Juden ausgegrenzt und verfolgt. Beleuchtet wird hier eine Gegenwart, in der sich manche Xuetes immer noch wie „nicht Fisch, nicht Fleisch“ fühlen. Bisher wurde die Geschichte der Xuetes von Historikern zumeist als „Vergangenheit, die nicht vergehen will“ aufgefasst und als Apologie für Kirche und Staat verfasst. In dieser empirischen Studie haben Xuetes und Nichtxuetes erstmals selbst das Wort. Das Ergebnis ist kein „Triumph des Glaubens“, so ein zeitgenössischer Bericht über die kollektive Zwangstaufe, sondern die Geschichte einer Traumabewältigung. Mit theoretischen Ansätzen zu Trauma, Tabu, Erinnerung und Identität werden Identifi kationsprozesse in all ihrer Mühe, Lust und ihrem Erkenntnisbestreben differenziert dargestellt.