Mit der Typologie des lexikalischen Wandels wird erstmals eine vollständige und kohärente Theorie der historischen Entwicklung des Wortschatzes vorgelegt. Diese Theorie stellt eine Synthese und zugleich eine Revision der traditionellen Ansätze der Lexikologie (Historische Semantik, Wortbildungs- und Entlehnungsforschung) dar. Innerhalb eines minutiös hergeleiteten semiotischen Rahmens, des Filiationsmodells, wird das Ineinandergreifen semantischer, morphologischer und stratischer Prozesse erklärt und anhand einer dreidimensionalen Kreuzklassifikation analysiert. Dieses Verfahren wirft ein völlig neues Licht auf die traditionellen Kategorien des lexikalischen Wandels und führt auf nahezu jedem Gebiet zu Veränderungen gegenüber dem bisherigen Forschungsstand. Abgesehen von zahlreichen Präzisierungen im Bereich der semantischen, morphologischen und stratischen Innovation stechen unter anderem die morpho-semantische Analyse von Komposita (einschließlich des romanischen Typs coupe-papier) und die Untersuchungen der so genannten Lehnbedeutung sowie der Volksetymologie heraus. Als besondere Erscheinungsform der paradigmatischen Filiation erweist sich Letztere als das Ergebnis absolut regelmäßiger morpho-semantischer Bildungsverfahren. Weitere randständige Phänomene, wie etwa onomatopoetische Bildungen und Antonomasien, werden problemlos in das Filiationsmodell integriert. Trotz der übereinzelsprachlichen Gültigkeit der formulierten Prinzipien stammt das umfangreiche Beispielmaterial überwiegend aus den romanischen Sprachen. Damit richtet sich die Studie gleichermaßen an allgemeine Sprachwissenschaftler, Typologen und Romanisten.