Das Forschungsvorhaben widmet sich im Kern der Frage, welche Auswirkungen inklusiver (Sport-)Unterricht auf die Professionalisierung von (Sport-)Lehrkräften hat. Zentral ist die Frage, inwiefern Veränderungen hin zu einem inklusiven Schulsystem (bildend wirkende) Krisen bei Lehrkräften auslösen können. Zunächst wird dazu das Konzept der Krise aufgearbeitet, als eine Situation, in der ein Mensch mit einem Problem konfrontiert wird, für dessen Bearbeitung "sich die eingespielten Figuren [des] Welt und Selbstbezugs als unzulänglich erweisen" (Koller, 2010, S. 294). Die zugrunde gelegte transformatorische Bildungstheorie erhebt ferner den Anspruch, "Bildungsprozesse nicht nur theoretisch zu reflektieren, sondern mit den Methoden qualitativer Sozialforschung auch empirisch zu untersuchen" (Koller, 2010, S. 289). Daher kann sie eine geeignete Folie zur Erforschung kritischer Situationen des schulischen Arbeitsalltags bieten. Konkret wird am Beispiel des Fachs Sport beleuchtet, welche möglicherweise krisenhaften Auswirkungen inklusiver Unterricht mit Blick auf die Lehrpersonen zeitigt. Auf Basis von videogestützten, fokussierten Interviews werden individuelle Sichtweisen auf Unterricht dokumentiert. Die Interviews werden in zwei aufeinander aufbauenden Schritten analysiert: Zunächst auf inhaltliche Aussagen und sodann auf die sprachliche Form ausgerichtet, werden Irritationen bzw. Erschütterungen des Selbst- und Weltverhältnisses am konkreten Gegenstand des inklusiven Sportunterrichts rekonstruiert. Anhand der inhaltlichen Analysen ergeben sich Hinweise auf fünf sogenannte "Kristallisationspunkte" professioneller Krisen: Diese umfassen die Unterrichtsgestaltung, den Aufmerksamkeitsfokus, den unterrichtlichen Anspruch, das Leistungsverständnis sowie die Haltungen der Lehrpersonen. Die sprachlichen Analysen lassen unterschiedliche Bearbeitungsstrategien potenziell kritischer Anforderungen erkennen, die insbesondere mit Blick auf die professionelle Entwicklung von (Sport-)Lehrkräften bedeutsam erscheinen.