Die jüdische Emigrantin Edith Jacobson ist nicht nur als eine der wichtigsten Psychoanalytikerinnen des 20. Jahrhunderts, sondern auch wegen ihrer Mitwirkung in der linken Widerstandsgruppe »Neu Beginnen« und ihrer Verurteilung zu einer langen Zuchthausstrafe bekannt. Persönliche Notizen aus den ersten Tagen ihrer Haft galten als verschollen, überdauerten aber fast 80 Jahre lang in Privathaushalten. Dieses sogenannte »schwarze Heft« enthält Gedichte und Aufsatzfragmente zu Auswirkungen der Haft bei weiblichen Gefangenen und zur Technik der Psychoanalyse Paranoider. Das vorliegende Buch macht die Gefängnisaufzeichnungen erstmals – komplett als Faksimile und Abschrift – zugänglich und zeichnet die Geschichte ihres Auffindens nach. Die enthaltenen Texte und der Einfluss der Haft auf Jacobsons späteres Wirken werden beleuchtet und die Reaktionen der psychoanalytischen Gemeinschaft auf ihre Verhaftung analysiert. So bildet das Buch einen wichtigen Beitrag zur anhaltenden Diskussion um den »Unvereinbarkeitsbeschluss« zwischen dem psychoanalytischen Ideal der Neutralität und politischem Engagement gegen den Nationalsozialismus.