Die Oper macht uns zu Zeugen erfolgreicher wie erfolgloser Versuche der Protagonisten, ihr Schicksal voller konflikthafter Verstrickungen zu wenden. Doch durch diese Dramen erwachsener Menschen schimmern die Dramen der Kindheit hindurch, jene Ereignisse im phantasmatischen Raum unserer kindlichen Seele. Damals waren sie in ihrer Heftigkeit viel zu überfordernd, um angemessen verarbeitet und integriert zu werden. Sie drängen uns dazu, sich ihnen erneut zuzuwenden, und sei es durch die Identifikation mit den Darstellern auf der Opernbühne, die diese Probleme - oftmals auf einer symbolischen Ebene - stellvertretend für uns zu lösen versuchen. Oper ist Seelendrama und fordert die Psychoanalyse heraus, beim Verstehen jener vielschichtigen Vorgänge behilflich zu sein. Dieser Sammelband zeugt davon, dass das Operngeschehen eminent psychologisch ist und wie entwicklungs- und persönlichkeitspsychologische, ja, psychopathologische Phänomene in den Opern von Monteverdi bis Britten thematisiert werden. Mit Beiträgen von Anja Guck-Nigrelli, Peter Kutter, Sebastian Leikert, Eckhart Neumann, Antje Niebuhr, Karin Nohr, Bernd Oberhoff, Dieter Ohlmeier und Claudia Rapp-Neumann