Zum Buch:
Sie sind groß. Riesig teilweise. Sind immer massiv gebaut, mal aus Beton, mal aus Eisen und Stahl und ganz früher sogar aus Holz. Aus schwerer Eiche, die jedem Wetter standhielt. Sie stehen meistens einsam für sich in der Landschaft, vorwiegend an Küsten, aber auch schon mal weit draußen auf einer vorgelagerten Insel, die im Grunde aus nichts weiter besteht als einem kargen, gerade mal einen halben Meter aus dem Wasser ragender Felsen. Sie müssen gewaltigen Brechern trotzen, die teilweise höher sind als sie selbst, müssen Wind und Wetter überstehen und sind wohl die einsamsten Orte, die man sich vorstellen kann. Unzählige Schiffe wurden durch sie vor dem sicheren Untergang bewahrt, unzählige Seefahrer somit vor dem Tod gerettet. Sie sind immer schön anzusehen, ob nun von nahe oder aus der Ferne, und ihr Licht wird gespeist von einem immerwährenden Feuer – so jedenfalls in unserer Vorstellung. Bis in die heutige Zeit faszinieren uns Leuchttürme, sie werden romantisch verklärt, und man verbindet für gewöhnlich eine gewisse Sehnsucht mit ihnen, den Traum von Ferne, aber auch von Beständigkeit.
In seinem opulenten Werk Wächter der See beschreibt der britische Historiker R. G. Grant die Geschichte der Leuchttürme in allen Einzelheiten und in einer Leichtigkeit, dass man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Er erzählt von den Anfängen und Widrigkeiten, von Erfolgen und Misserfolgen, erklärt anhand von zahlreichen Karten und Zeichnungen und historischen Fotos, wie man sich die gewaltige Herausforderung vorstellen muss, einen Leuchtturm beispielsweise mitten in der tosenden See zu errichten, erzählt von den mannigfaltigen Gefahren, die auch heute noch dort draußen lauern, und wie das Licht in den Turm kam, ohne das er seinen Zweck nicht würde erfüllen können.
Dies hier ist ein besonders schönes und gelungenes Buch für all jene, die mit der Zeit verlernt haben, beim Anblick eines Leuchtturms noch ins Schwärmen zu geraten – und für alle anderen sowieso.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln