Auch in Deutschland erfreut sich Capoeira, der aus Brasilien stammende Kampftanz, wachsender Beliebtheit. Die Stilrichtung Capoeira Angola findet ihre Anhänger/-innen vor allem im alternativen Spektrum, wobei die Suche nach Selbstentfaltung und persönlicher Entwicklung eine zentrale Rolle spielt. Sarah Lempp geht der Frage nach, wie Capoeira-Angola-Spielerinnen und -Spieler hierzulande das komplexe Geflecht aus Tanz, Musik, Bewegungsformen und Mythologie für sich nutzbar machen und wie sich die Capoeira dabei verändert. Welche Rolle spielen die Interpretation der Capoeira als schwarze Widerstandsbewegung und deren ›afrikanische Wurzeln‹? Wie fügt sich der Tanz hierzulande in einen Markt ›exotischer‹ Freizeitaktivitäten ein? Solche Prozesse analysiert die Autorin in Anlehnung an ein postkoloniales Verständnis von kultureller Übersetzung, indem sie sich auf die Komplexität und Vielschichtigkeit von ›Zwischenräumen‹ konzentriert. Damit leistet sie einen Beitrag zum Verständnis transkultureller Übertragungen - und zwar jenseits einer Vorstellung von ›Kulturen‹ als homogenen Einheiten.