Seuchen betreffen nahezu alle irdischen Lebewesen. Sie fordern das Leben grundsätzlich heraus. Situativ liegen diesen Herausforderungen verschiedene Ursachen zu Grunde, und Lebewesen reagieren mit unterschiedlichen Praktiken und Strategien darauf. Der vorliegende Band versammelt Beiträge aus den Anthropologien, den Geschichtswissenschaften, der Sprachwissenschaft sowie den angewandten Wissenschaften, deren Vertreter:innen gerade mit Blick auf Seuchen in gesellschaftlichen Schlüsselfeldern tätig sind. Seuchen erscheinen ebenso als Teil der Kulturen, wie sie Kulturen gestalten. Zugleich zeigen sich Kulturen und Naturen als untrennbar verbunden. Angeregt durch Impulse aus der kulturwissenschaftlichen Umweltforschung plädieren einige der hier versammelten Beiträge daher für neue Perspektiven auf Seuchen, da sich ein Anknüpfen an tradierte Praktiken der Seuchenprävention und -bekämpfung oft als Sackgasse erweist. Vielmehr braucht es ein neues Bewusstsein für die Verflechtungen des Lebendigen ebenso wie die Bereitschaft, diese komplexen Gegebenheiten neu zu erzählen und hierdurch neu zu gestalten.