Seit den siebziger Jahren begann in Deutschland allmählich die kritische Auseinandersetzung mit der Entrechtung, Enteignung, Vertreibung und schließlich Ermordung der jüdischen Nachbarn. Allerdings blieb ein Bereich der Entrechtung lange Zeit wenig beachtet, nämlich die sogenannte Arisierung: die letztlich weitgehend entschädigungslose Enteignung der jüdischen Deutschen in den dreißiger Jahren, durch den Staat, die Kommunen, Konkurrenten, Kirchen oder Nachbarn. Das Dritte Reich war nicht nur wegen der vielen Mitmacher so schrecklich erfolgreich, sondern auch vor allem wegen der vielen Menschen, die es nicht lassen konnten, die verbrecherischen Angebote der NS-Politik zu nutzen. Dafür ist die ,Arisierung” ein zentrales Beispiel und der teilweise deprimierende Umgang mit der Entschädigung der Opfer nach 1945 kein Ruhmesblatt für die Bundesrepublik. Wie schwer wir uns damit bis heute tun, zeigen die Debatten um die Raubkunst, auch im Zusammenhang mit der Sammlung Gurlitt.