Achatz Freiherr von Müllers Arbeit verfolgt das Ziel, an der Frage, welche sittliche Bedeutung die verschiedenen Epochen der antik-abendländischen Geschichte dem im Ruhm des Einzelnen ausgesprochenen Urteil der Gesellschaft zuerkannten, zugleich neue Einsichten für das Bestehen und den Wert dieses Begriffs in der mittelalterlichen Sozial- und Geistesgeschichte zu gewinnen. Zu diesem Zweck befragt er die stark auf die mittelalterliche Welt einwirkenden Haltungen der Antike und des frühen Christentums im Hinblick auf die sozialethische Begründung dieser Kategorie. Während hierbei der Einfluss der Antike auf die ihr folgenden historischen Strukturen primär für die Rekonstruktion einer Geschichte sozialethischer Kategorien im Mittelalter bedeutsam wird, wirken bei der unmittelbar an das Mittelalter angrenzenden frühchristlichen Haltung und Gesinnung nicht lediglich geistesgeschichtlich konstruierbare Überlieferungen und Bildungen weiter, sondern es zeigt sich in den fest ausgebildeten Strukturen von Kirche und Bildung ein unmittelbar in der Geschichte selbst geformtes Traditionssystem, dessen innerer Wandel und äußere Wirkung zu untersuchen sind.