Leo IV. (847 bis 855) war ein Papst, der vor allem baute und schenkte: Bekannt ist bis heute die Leoninische Mauer als Teil des Schutzwalls der Stadt und die sogenannte Leostadt, die sie umschloss, der heutige Bezirk Borgo, den jeder Rombesucher betritt, wenn er auf der Via della Conciliazione Richtung Petersdom pilgert. Aber auch sonst in der Stadt ließ Leo Kirchen und Klöstern Wohltaten, Baugeld, Reliquien und liturgisches Gerät von beträchtlichem Wert zukommen, um sie zu fördern sowie als Ausdruck seines Schutzes und seiner Herrschaft. Die 1996 in erster Auflage erschienene Arbeit von Klaus Herbers setzte Maßstäbe in der Erforschung päpstlicher Herrschaft im Vorfeld der Machtpolitik angesichts eines auseinanderfallenden Karolingerreichs und in der realistischen Einschätzung päpstlicher Handlungsspielräume. Entscheidend sind dabei methodische und quellenkritische Fragen, denn die Hauptquellen zu Leo bieten vor allem einen Zugang zu römischen Vorstellungen von Papstherrschaft im 9. Jahrhundert und zu deren Deutung im 11. Jahrhundert unter ganz anderen politischen Vorzeichen. Zudem stehen interdisziplinäre Zugänge, die archäologische, bildwissenschaftliche und liturgiewissenschaftliche Ansätze einbeziehen, im Zentrum der Argumentation. Die Neuauflage des Buches wurde um ein Nachwort erweitert, das die weitere Forschung zu Leos Pontifikat und zur Papstgeschichte des 9. Jahrhunderts diskutiert und in größere Zusammenhänge einordnet.