Sie sind als ungeladene Picknickgäste die Plage jedes Spätsommers, deren unruhige Flugbewegung uns ganz in Aufregung versetzt, weil wir ihre brennenden Stiche fürchten. Zu Recht. Nicht nur durch ihre Fähigkeit zu stechen unterlaufen die sozialen Wespen überkommene Geschlechterrollen. Denn jedes Jahr im Frühjahr macht sich eine einzelne Königin an das Werk, für ihren noch zu gebärenden Staat ein Nest zu bauen. Doch es gibt auch Geschichten von zahmen Wespen, deren Schönheit überwältigt, oder von Mensch-Tier-Wesen, die etwa als Wasp Woman erotische Fantasien anheizen. Oft als das wilde, anarchische Gegenüber der braven Honigbiene bezeichnet, ist es an der Zeit, dieser aufreizend gelb-schwarzen Hautflüglerin zu ihrem Recht zu verhelfen: Michael Ohl, einer der führenden Wespenforscher Deutschlands, zeichnet in seinem Portrait das facettenreiche Bild einer hilfreichen Ökosystemdienstleisterin, eines intelligenten Insekts und eines evolutionären Glücksfalls, den wir angesichts des Insektensterbens mit allem uns Möglichen schützen sollten.