Leere – ein Wort, das gerade auf dem spirituellen Weg zwei ganz unterschiedliche Pole hat. Zum einen beschreibt es den Zustand, den viele Menschen in ihrer Meditation oder auch im Gebet anstreben: das Leersein von Gedanken und Sorgen, von Ablenkungen, aber auch vom eigenen Ego, um sich so ganz von Gott oder wie auch immer man das „Mehr im Leben“ nennen möchte, erfüllen zu lassen. Auf der anderen Seite ist sie eher etwas, das Angst macht, wenn man zum Beispiel nach Jahren spiritueller Übung plötzlich in sich nur noch Leere spürt statt Gottesnähe. Oder im Alltag merkt, dass einem der Sinn des eigenen Tuns abhandengekommen ist und man nur noch leere Rituale vollzieht, ob im Privatleben oder im Beruf. Diese beiden Pole scheinen sich zunächst zu widersprechen. Doch wenn man sie auf einer tieferen Ebene betrachtet, liegt ihnen eine existenzielle Sehnsucht nach Fülle, nach etwas, das größer ist als wir selbst, zugrunde. Voraussetzung für das Finden dieser Fülle ist, dass wir bereit sind, uns der inneren Leere zu stellen. Anselm Grün zeigt in diesem Buch, wie es gelingen kann, Leerzeiten und Zeiten der Muße zuzulassen und sie in der Auseinandersetzung mit dem Gefühl der Leere am Ende auch genießen zu können.