Seelische Grenzerlebnisse sind ein zunehmendes Gegenwartsphänomen. Psychologie, Psychiatrie und Psychosomatik ringen um Klassifizierungen und Definitionen, und die medikamentöse Behandlung ist oft die erste Wahl. Dass Grenzerlebnisse immer auch mit seelischen Entwicklungsaufgaben und -möglichkeiten zu tun haben, wird wenig in Betracht gezogen. Rudolf Steiner hat wiederholt in Vorträgen solche Zustände beschrieben und auf ihre Ursachen hingewiesen. Dabei ging es ihm nicht um die Differenz zwischen normal und pathologisch, sondern um das nacherlebbare Verständnis der Eigenart des seelischen Lebens. Als Beobachter eigener Zustände und als Initiator der eigenen Seelenentwicklung verfügt der Mensch noch über weitere therapeutische Ansätze. Steiners Ausführungen liefern wichtige Beiträge zu einer klaren Phänomenologie solcher Grenzerlebnisse und eröffnen therapeutische Grundlagen. Die vorliegende kommentierte Textauswahl macht Rudolf Steiners Intentionen verständlich und verschafft einen sorgfältigen Überblick zum Thema außergewöhnlicher seelischer Phänomene und ihre Bedeutung für den Entwicklungsweg des Bewusstseins.