Manche Lebensläufe sind von typischer Prägnanz: Für die Periode, in der wir leben, für die Geschichte unserer Zeit – und daher auch für die Zukunft. Richard Pickers Lebenslauf ist so ein Fall. Ihn mitzuverfolgen, über Hitler und die Kirche zur Psychotherapie mitzulaufen, das rührt an Probleme, an Weggabelungen, die mancher aus der eigenen Biographie kennt. Nichts im Leben ist abstrakt, alles ist konkret im Geschehen und Ereignis. Bevor Richard Picker zu einem der renommiertesten Psychotherapeuten Österreichs wurde, war er Hitlerjunge und lange Jahre römisch-katholischer Priester. Gerade in persönlichen Konfliktsituationen mangelte es oft an der Unterstützung durch die Kirche, woran Picker beinahe seelisch zerbrochen wäre. Hilfe fand er in der Psychotherapie. Nach seinem Austritt und seiner Heirat 1970 machte er selbst eine entsprechende Ausbildung und wurde zu einem der renommiertesten Therapeuten in Österreich. Es ist eine spannende Lebensgeschichte, die einen sehr persönlichen Einblick gibt in das Aufwachsen unter dem Hitlerregime, der Arbeits- und Wirkungsweise der römisch-katholischen Kirche und das Leben als Therapeut, der da ist, um anderen Hilfestellung zu bieten.