Der jüdische Witz ist aggressiv und selbstironisch zugleich. Die eigentliche Pointe lautet: Ihr müsst uns gar nicht niedermachen, das machen wir selbst viel besser – und zeigen damit, dass wir schneller und gewitzter sind als ihr. Kundig und mit viel Esprit erzählt Josef Joffe vom jüdischen Humor: von seiner Tradition, seinen Eigenheiten, seinen Figuren. Anders als ältere Sammlungen verharrt dieses Buch jedoch nicht in der versunkenen osteuropäischen Kultur, sondern nimmt den Leser mit in die neue Welt des jüdischen Humors – vor allem nach Amerika.Eine deutsch-jüdische Kultur, die von Moses Mendelssohn bis zu Franz Kafka reicht und ein Drittel der deutschen Nobelpreisträger vor 1933 hervorgebracht hat, gibt es nicht mehr, auch die osteuropäische ist verschwunden. Aber der jüdische Humor lebt. Und er funktioniert wie eh und je: das Wortspiel, die Aggression, die sich in Selbstironie auflöst, die zugespitzte, aber nicht verletzende Pointe, der schnelle Stich in die Blase der Selbstgefälligkeit, das Hangeln im Absurden, ein atemloses Tempo – die Melancholie verfliegt im befreienden Gag, das Menschlich-Allzumenschliche wird mit einer Prise Lebensweisheit serviert.Joffes geistreiche und leidenschaftliche Darstellung des jüdischen Humors unterhält vorzüglich, auch wenn man zugleich die Bitternis spürt, die im Witz vertrieben wird. Ein außergewöhnlicher Blick auf die Welt des Judentums, wie man sie bisher nicht kannte.