Der durch sein Buch »Affektlogik« bekannt gewordene Autor Luc Ciompi erschließt in diesem Werk anhand der Frage nach dem Wesen von Zeit und Raum überraschende Zusammenhänge zwischen Psyche und Physis. Seine zentrale These, dass Zeit und Raum nicht von vornherein bestehen, sondern durch das materielle Geschehen selber geberiert werden, verarbeitet moderne naturwissenschaftliche Erkenntnisse, die im Begriff sind, unser herkömmliches Weltbild grundlegend zu revidieren. Gleichartige zeiträumliche Gesetzmäßigkeiten, selbstregulatorische Mechanismen, strukturelle Koppelungen und Eskalationsprozesse sind in physischen, psychischen und sozialen Systemen wirksam. Das neue Bild vom Menschen und seiner Psyche, das aus diesen Erkenntnissen resultiert, führt zu vielfältigen, praktischen Konsequenzen für den alltäglichen und psychiatrisch-psychotherapeutischen Umgang mit Zeit und Raum. In Frage gestellt wird insbesondere die Idee des Fortschritts durch immer größere Geschwindigkeit. Auch das von Luc Ciompi entwickelte Schizophrenieverständnis wird weiter vertieft. Eingeschobene Werknotizen, die sich wie Tagebucheintragungen lesen, lassen im Sinn der »Affektlogik« auch persönliche Hintergründe der vorgebrachten Thesen sichtbar werden.