Ein besonderes Beispiel unserer Weltzugehörigkeit ist unser Hineingehören in unsere Sprache. Sich als der Welt und ihren Dingen zugehörig zu wissen, eingelassen in das Spiel ihrer unendlichen Möglichkeiten und Wirklichkeiten, das bedeutet auch, sich ihrem Sprechen anzuvertrauen. Dem Hineingehören in die Sprache entsprechen wir durch ein Hören auf ihre Worte und deren Bezüge. Einzelne Wortzusammensetzungen (Sätze, Wendungen, Formulierungen) können wie ein Raum sein, in den wir eintreten, der uns umfängt, in dem wir uns zuhause und aufgehoben – oder je nachdem auch fremd – fühlen. Schon einzelne Worte können uns als mehr oder weniger heimisch erscheinen, indem sie nicht nur ein formales Zeichen für das von ihnen Bedeutete sind, sondern uns z.B. einen Wink geben in einen spezifischen Bedeutungs-, Wahrnehmungs- und Gefühlszusammenhang. Dieses Buch versucht eine Einübung in ein solches Sich-einlassen, indem es eine bestimmte Wortfamilie aufsucht und auf das Sprechen einer Reihe besonders "auffälliger" Familienmitglieder hört: die Wortfamilie um die Worte Fall und fallen. Einfall, Abfall, Zwischenfall, Zufall, Verfall, Vorfall – um nur einige zu nennen: Was heißt da eigentlich "fallen"? Und inwieweit entwickeln die Bestandteile eines zusammengesetzten Wortes eine eigene Bedeutung und verlieren dabei sozusagen ihren "Eigenwert"? Aus dem Inhalt: fallen * Einfall, einfallen * Abfall * Zwischenfall * gefallen (Partizip) * Zufall, zufällig * Verfall * fallen lassen * gefallen, "gefällt mir" * Unfall * Beifall * fällig, hinfällig * Vorfall * zerfallen * auffallen, auffällig