Zum Buch:
Es beginnt in Baden. Ende Februar 1848 findet sich im Pariser Hof in Karlsruhe eine Schar frustrierter demokratisch gesinnter Oppositioneller ein, um ihrer Unzufriedenheit gegenüber den Liberalen Luft zu machen. Deren allzu laxe Haltung im Kampf gegen den herrschenden Despotismus stößt auch in der breiten Öffentlichkeit auf wenig Verständnis. Denn es steht schlimm um Deutschland: trotz Massenarbeitslosigkeit, Hungersnöten und der in den Armenvierteln grassierenden Cholera sieht sich die Obrigkeit nicht ansatzweise zu Reformen bereit. Demokratisches Denken, so der bald achtzigjährige Fürst von Metternich, sei ohnehin ein zutiefst undeutsches Phänomen.
Mitten hinein in die angespannte Atmosphäre am Pariser Hof platzt die Meldung, Louis Philipp, König der Franzosen, habe abgedankt und das Volk die Zweite Republik ausgerufen. Vielstimmiges Jubelgeschrei entlädt sich, man fällt sich gegenseitig vor Freude in die Arme. Jetzt, da der Funke einmal übergesprungen ist, gibt es kein Halten mehr. Hastig werden Tische freigeräumt, Papier und Tinte herbeigeschafft. Forderungen müssen her, handfeste Forderungen. Und dann nichts wie raus auf die Straße. Jetzt wird Revolution gemacht!
Doch auch wenn bald, nachdem der erste Rausch verflogen ist, die Bewegung zunächst ins Stocken gerät, kann sie auch nicht mehr durch Metternichs aufgepflanzte Bajonette zurück in ihre Schranken gewiesen werden. Das Volk begehrt auf. Der Wille zu Demokratie und Freiheit ist und bleibt ungebrochen.
Mit präzisem Blick für die historischen Zusammenhänge und einem geradezu bodenlosen Füllhorn an unglaublichen, aber wahren Anekdoten erzählt Jörg Bong nicht nur von der Geburtsstunde der Demokratie in Deutschland, er lässt auch etliche junge Denkerinnen und Denker zu Wort kommen, die, heute größtenteils dem Gedächtnis entschwunden, dennoch als Wegbereiter des gesellschaftlichen Umbruchs von 1848 angesehen werden müssen.
Axel Vits, Köln