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Indem der Mensch dazu überging, sich von einer allein durch die Natur als Rhythmusgeber gestalteten Lebensweise zu trennen und vielmehr dauerhaften, ortsbezogenen Ansiedlungen den Vorzug zu geben, tat er den ersten Spatenstich, um das Antlitz der Welt – unserer Welt – zu verändern.
Durch Brandrodung, durch die Bewässerung der Felder, wodurch ganze Landschaften dauerhaft verändert wurden, entstand allmählich ein bisher nie gekannter Überfluss, der wiederum dazu führte, dass im Kielwasser von Handelsrouten neue Ideen und Möglichkeiten befördert und somit herkömmliche Glaubenssätze infragegestellt wurden, wodurch dann ein neues Bewusstsein aufkam. Sah sich der Mensch zuvor noch in Abhängigkeit vom Wohl und Wehe eines durch Opfergaben zu besänftigen Pantheons launenhafter Götter, begann er sich nun zu emanzipieren: Sei selbst wie ein Gott. Zähme die Natur. Unterwerfe sie.
Der schriftgewaltige Historiker Philipp Blom hat sich in seinem neuen Werk die Mühe gemacht, nichts weniger als einer unbequemen Frage Raum zu geben, indem er weit, sehr weit ausholt: Woher stammt unser überhebliches Beharren darauf, einer Natur, die uns im Grunde genommen gar nicht braucht, überlegen zu sein, auch wenn wir uns neuerdings als ein unverbrüchlicher Teil davon darstellen? Worin liegt der Ursprung unserer Hybris, etwas beherrschen und mittels beständig neuer Errungenschaften gleichzeitig auszuschlachten zu wollen? Und wohin mag uns dieser Weg führen?
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln